
Kurzüberblick LANDEURO 2025
https://www.europeafrica.army.mil/LANDEURO
LANDEURO 2025 – die erste spezialisierte NATO-Konferenz zu Landstreitkräften, die am 16. und 17. Juli 2025 in Deutschland stattfand.
Organisiert von AUSA und dem Kommando der US-Armee in Europa, vereinte sie über 1000 Teilnehmer: Militärs, Politiker, Industrievertreter, Experten.
https://www.ausa.org/membership
Schwerpunktthemen:
- Transformation der NATO: angekündigte Erhöhung der Verteidigungsausgaben auf 5 % des BIP (3,5 % für militärische Bedürfnisse, 1,5 % für Resilienz und Infrastruktur).
- Neue Verteidigungskonzeption für den östlichen Flügel – *Eastern Flank Deterrence Line (EFDL)*: ein einheitliches Kommunikationsnetz, standardisierte Bewaffnung, Verlagerung der Produktion nach Europa.
Die USA kündigten eine Beschleunigung der Lieferungen an Verbündete durch Reformen im Foreign Military Sales-Programm und die Schaffung der neuen Struktur SAG-Ukraine an.
- Die Ukraine präsentierte sich als Labor für militärische Innovationen – Drohnen, KI, Digitalisierung der Front. Die NATO erkannte ihre Erfahrungen als Maßstab an.
- Im Fokus steht die Mobilisierung der Verteidigungsindustrie: beschleunigte Produktion von Munition, Panzern, Luftabwehrsystemen. Aufruf zu vollständiger Kompatibilität und offenen Standards.
- Multidomain-Operationen (MDO) und die Kompatibilitätsdoktrin bilden die Grundlage eines neuen Denkens: Kampfhandlungen umfassen nun Land, Luft, Cyber- und Informationsraum.
Russland wurde als Hauptbedrohung benannt. Die NATO erklärt ihre Bereitschaft zu schnellem und kollektivem Handeln. Kaliningrad, Krim und A2/AD-Zonen wurden als zentrale Herausforderungen diskutiert.
- Die USA bestätigten ihre strategische Führungsrolle: neue Übungen (Defender Europe), neue Kommandostrukturen (56th Multi-Domain Command), gemeinsame Standards und Ziele.
Analyse-Überblick über die Konferenz LANDEURO 2025
LANDEURO 2025 – die erste internationale Konferenz und Ausstellung, die sich vollständig den Themen Landstreitkräfte und Verteidigung Europas widmet. Sie fand vom 16. bis 17. Juli 2025 im RheinMain-Konferenzzentrum in Wiesbaden (Deutschland) unter der Schirmherrschaft der Association of the United States Army (AUSA) unter aktiver Beteiligung des Kommandos der US-Landstreitkräfte in Europa und Afrika statt.
Das Thema der Konferenz lautete „Transforming with Allies for the Future Fight” (Zusammen mit den Verbündeten für den Kampf der Zukunft transformieren) und spiegelte den Schwerpunkt der Veranstaltung wider:
Modernisierung der Kriegsführung, Beschleunigung der Rüstungsproduktion, technologische Kompatibilität und Ausbau der Kampfkraft der Verbündeten zur Bekämpfung der Bedrohungen des 21. Jahrhunderts. Das Format der Konferenz umfasste Plenarvorträge von hochrangigen Beamten und Militärführern, thematische Podiumsdiskussionen, Präsentationen im Format „Warrior’s Corner“ (spezielle Kurzvorträge von Militärexperten) und eine Ausstellung moderner Technologien und Waffen.
Chronologie und Struktur der Veranstaltung
Die Konferenz dauerte zwei Tage und war grob in Plenarvorträge und Podiumsdiskussionen unterteilt. Der erste Tag (16. Juli) begann mit einer Begrüßung durch die Organisatoren und einer Eröffnungsrede, gefolgt von mehreren großen Podiumsdiskussionen. So fand am ersten Tag beispielsweise die Podiumsdiskussion „World War Next: interconnected global challenge” (Der nächste Weltkrieg: eine vernetzte globale Herausforderung) statt, bei der die Entwicklung moderner Konflikte und das Zusammenspiel von Bedrohungen in verschiedenen Regionen diskutiert wurden.
Außerdem fanden Diskussionen zu folgenden Themen statt: „Magazine Depth Wins Wars: Die Zukunft des NATO-Arsenals“ über die Rolle der Industrie und der Waffenvorräte, „Defending the Skies: Möglichkeiten der Luftverteidigung heute und morgen“ (Luftverteidigung), „Ukrainian Lessons in Rapid Adaptation“ (Lehren aus der schnellen Anpassung der Ukraine) und andere. Parallel dazu fanden „Warrior Corner”-Sitzungen zu speziellen Themen statt, beispielsweise zur Logistik an der Ostflanke der NATO und zur Entwicklung des Unteroffizierskorps der Alliierten. Der zweite Tag (17. Juli) umfasste neue Podiumsdiskussionen zum Thema Zusammenarbeit im Bereich Rüstung und Innovationen, darunter „Reforming Foreign Military Sales for Global Readiness” (Reform des Systems für Waffenverkäufe an Verbündete), „Ukrainian Innovation at the Speed of Relevance” (ukrainische Innovationen) und „Breaking the Kill Chain: Durchführung multisphärischer Operationen gegen A2/AD” (Überwindung der „Kill Chain” des Gegners unter Bedingungen von Sperrzonen).
Die Konferenz endete mit Abschlussreden hochrangiger Militärs und Politiker.
Wichtige Teilnehmer und Delegationen
An der LANDEURO 2025 nahmen hochrangige Vertreter der NATO, der Mitgliedsländer der Allianz, der Partnerländer und der Ukraine teil.
Die NATO wurde offiziell von der stellvertretenden Generalsekretärin Radmila Šekerinska vertreten, die am ersten Tag eine Grundsatzrede hielt. Einer der wichtigsten Redner war auch der Oberbefehlshaber der NATO-Streitkräfte in Europa (SACEUR), General der US-Luftwaffe Alexus Grinkevich. Er wandte sich am zweiten Tag an die Teilnehmer und hielt seine erste öffentliche Rede seit seinem Amtsantritt.
Die Vereinigten Staaten wurden durch den Befehlshaber der US-Landstreitkräfte in Europa und Afrika, General Christopher Donahue, vertreten, der die Gastgeberrolle der Konferenz innehatte. General Donahue beteiligte sich aktiv an den Diskussionen und stellte ein neues strategisches Konzept für den östlichen Flügel der NATO vor (siehe unten).
Neben ihm sprachen weitere Militärs aus den USA, darunter Generalmajor Ronald Reagin (stellvertretender Befehlshaber für Unterstützung), Brigadegeneral Stephen Carpenter (Kommandeur des 56. Multidomänenkommandos) und Generalleutnant Curtis Bazzard (Kommandeur der Sicherheitsgruppe für die Ukraine).
Deutschland war als Gastgeberland unter anderem auf der Ebene von Experten der Verteidigungsindustrie vertreten – so nahm Harald Mannheim, Leiter des Bereichs Digitale Verteidigung bei Airbus Defence & Space (ehemaliger Offizier der Bundesluftwaffe), an den Podiumsdiskussionen teil. Ebenfalls anwesend waren Vertreter des deutschen Militärkommandos und des Verteidigungsministeriums, obwohl sie in der öffentlichen Veranstaltung keine wesentlichen Reden hielten.
Die osteuropäischen Verbündeten spielten eine wichtige Rolle:
Polen wurde von Generalmajor Cezary Wiśniewski (Stellvertreter des Oberbefehlshabers der polnischen Streitkräfte) vertreten, der an der Diskussion über militärische Lieferungen teilnahm.
Finnland, das kürzlich der NATO beigetreten war, entsandte den Befehlshaber der Landstreitkräfte, Generalleutnant Paavo Välinemäki, der über seine Erfahrungen mit dem raschen Ausbau der Verteidigung nach dem Beitritt des Landes zur Allianz berichtete. Bemerkenswert ist die Teilnahme Australiens (strategischer Partner der NATO im asiatisch-pazifischen Raum):
Die australische Militärvertreterin bei der NATO, Luftwaffenmarschall Dianne Terton, sprach in einer Podiumsdiskussion über globale Bedrohungen und betonte dabei die Verflechtung der Sicherheit in Europa und im Pazifikraum. Dies spiegelt das Bestreben der NATO wider, die Erfahrungen mit der Abschreckung in Europa mit der Situation im indopazifischen Raum zu verknüpfen.
Besondere Aufmerksamkeit verdient die ukrainische Delegation.
Die Ukraine wurde auf der Konferenz sowohl von Regierungsbeamten als auch vom Militär vertreten. Am ersten Tag hielt der stellvertretende Ministerpräsident und Minister für digitale Transformation der Ukraine, Michail Fjodorow, eine Grundsatzrede (per Videokonferenz, seine Präsentation wurde von seinem Berater Georgi Tschakaja gehalten).
Darüber hinaus wurde eine spezielle Podiumsdiskussion mit ukrainischen Militärs organisiert: An der Diskussion „Lehren aus der schnellen Anpassung: Erfahrungen aus der Ukraine” nahmen der stellvertretende Chef des Generalstabs der ukrainischen Streitkräfte, Generalmajor Wladimir Gorbatjuk, der Kommandeur der Drohneneinheiten der ukrainischen Streitkräfte, Major Robert Brovdi, sowie der für die Ausbildungsprogramme der ukrainischen Streitkräfte (Security Assistance Group–Ukraine) zuständige US-Generalleutnant Curtis Bazzard und Vertreter der Verteidigungsindustrie – insbesondere Maximilian Frosch, Top-Manager des deutschen Konzerns Rheinmetall.
Auf ukrainischer Seite nahmen auch zivile Experten teil, beispielsweise Alexandra Azarkhina, Mitbegründerin der Initiative „We Build Ukraine“, die über die Zusammenarbeit zwischen Staat, Wirtschaft und Freiwilligen bei der Verteidigung berichtete. Auf diese Weise konnte die ukrainische Seite auf der LANDEURO ihren Verbündeten ihre Kampferfahrungen direkt vermitteln und ihre Bedürfnisse artikulieren.
Schließlich war auch der Verteidigungs- und Industriesektor durch Führungskräfte und Experten von Unternehmen stark vertreten. Neben den bereits erwähnten Airbus und Rheinmetall nahmen beispielsweise Christopher Brown, Vizepräsident von General Dynamics Land Systems (USA), und andere Vertreter der Industrie aus verschiedenen Ländern an den Podiumsdiskussionen teil. Diese Kombination aus Politikern, Generälen und Wirtschaftsführern sorgte dafür, dass sich die Diskussionen auf der Konferenz so nah wie möglich an den praktischen Fragen der Verteidigungsstärkung orientierten.
Die Transformation der NATO: neue Ziele und erhöhte Verpflichtungen
Eines der zentralen Themen der Konferenz war die umfassende Transformation der NATO vor dem Hintergrund stark gestiegener Bedrohungen.
Bereits in ihrer Eröffnungsrede wies die stellvertretende NATO-Generalsekretärin Radmila Šekerinska darauf hin, dass die Allianz grundlegende Veränderungen durchläuft und sich auf eine „Härtetest“ im Zusammenstoß mit aggressiven Kräften vorbereitet.
Ihren Worten zufolge „ist die Welt heute nicht so, wie wir sie uns wünschen – sie ist brutal, instabil und voller aggressiver Akteure, die unsere Entschlossenheit auf die Probe stellen”. Als Hauptaufgabe der NATO nannte sie den Schutz von einer Milliarde Bürgern der Mitgliedsländer jetzt und in Zukunft, was von der Allianz verlangt, bereit zu sein, Gewalt anzuwenden, wenn dies notwendig ist.
Szekersinska betonte, dass das Bündnis auf die Welt „so reagieren muss, wie sie jetzt ist, und nicht so, wie wir sie gerne hätten“, und Lehren aus dem aktuellen Krieg in Europa ziehen muss. Sie erinnerte daran, dass sich die Verbündeten auf dem NATO-Gipfel im Juni in Den Haag auf eine beispiellose Aufstockung der Verteidigungsausgaben geeinigt hätten: Bis 2035 würden die NATO-Staaten jährlich mindestens 5 % ihres BIP für Verteidigung und Sicherheit aufwenden. Davon entfallen 3,5 % des BIP auf direkte Militärausgaben (die sogenannten „schweren Elemente“ der Streitkräfte) und die restlichen 1,5 % auf kritische Infrastruktur und die Stärkung der Widerstandsfähigkeit der Gesellschaft.
Diese Entscheidung war laut Shekerinska ein echter Wendepunkt in der Verteidigungsplanung und eine Garantie dafür, dass die NATO ihre Streitkräfte und ihr Abschreckungspotenzial stärken wird. In der Praxis bedeuten diese Verpflichtungen beispielsweise, dass die Verbündeten in den kommenden Jahren beabsichtigen, ihre Arsenale zu vergrößern: Luftabwehr- und Raketenabwehrsysteme um das Fünffache, gepanzerte Fahrzeuge um viele Tausend Einheiten, Artillerie-Munition um eine Million Granaten sowie den Bestand an Drohnen und anderen modernen Systemen erheblich zu erhöhen. Shekerinska erklärte unverblümt: „Die Vorbereitung auf den Krieg kostet Geld, aber Unvorbereitetheit kommt noch viel teurer zu stehen. <…> Unsere Gegner geben das Tempo vor – wir haben nicht mehr den Luxus, „Kriege nach Wahl“ nach unserem eigenen Zeitplan zu führen.“
Sie wies gesondert auf die Rolle Russlands bei der Destabilisierung der Lage hin. Ihren Worten zufolge rüstet Russland mit Unterstützung Chinas, Irans und Nordkoreas viel schneller auf, als viele angenommen hatten, und Präsident W. Putin hat bereits seine Bereitschaft gezeigt, ohne zu zögern militärische Gewalt anzuwenden, um seine Ziele zu erreichen. Gleichzeitig führt China eine umfassende Modernisierung der Volksbefreiungsarmee durch und „spielt mit seinen Muskeln” im Südchinesischen Meer.
All dies sowie die anhaltende Instabilität im Nahen Osten und andere Krisen erfordern, dass die NATO zu einem „stärkeren und tödlicheren” Bündnis wird, betonte Shekerinska. „Wir werden alles Notwendige tun, um uns gegenseitig zu schützen“, erklärte sie und betonte dabei besonders die „unersetzliche“ Rolle der USA bei der Gewährleistung der Sicherheit Europas. Eine Erhöhung der Ausgaben allein reicht jedoch nicht aus: „Geld allein schreckt Gegner nicht ab … sie werden durch konkrete Fähigkeiten gestoppt“, betonte die stellvertretende Generalsekretärin.
Daher ist es die Priorität der NATO, finanzielle Investitionen in echte moderne Streitkräfte umzuwandeln: gut ausgerüstete Truppen und modernste Waffen.
Diese Aussagen gaben den Ton für die gesamte Konferenz vor.
LANDEURO 2025 wurde praktisch zu einer Plattform für die Entwicklung der auf NATO-Ebene geäußerten Ideen: Die Teilnehmer diskutierten, wie die neue Strategie „Stärke durch Einheit und Schnelligkeit“ in die Praxis umgesetzt werden kann, damit die Allianz nicht hinter den Feind zurückfällt.
Überall wurde dazu aufgerufen, die Transformationen zu beschleunigen, Bürokratie abzubauen und von Worten zu Taten überzugehen. Wie Shekerinska es ausdrückte: „Versprechen für die Zukunft reichen nicht mehr aus – wir brauchen echte Möglichkeiten, und zwar so schnell wie möglich.”
Die Ostflanke der NATO und das neue Verteidigungskonzept
Der geografische Schwerpunkt der Konferenz lag erwartungsgemäß auf der Ostflanke der NATO, vor allem im Zusammenhang mit der Eindämmung Russlands.
Auf der LANDEURO 2025 wurde eine neue strategische Initiative vorgestellt – das Konzept der „Eindämmungslinie an der Ostflanke” (Eastern Flank Deterrence Line, EFDL).
Sie wurde von General Christopher Donahue, Kommandeur der US-Streitkräfte in Europa, vorgestellt, der betonte, dass diese Initiative gemeinsam von den amerikanischen und verbündeten Stäben als Reaktion auf die gestiegenen Risiken in Osteuropa entwickelt wurde. Im Wesentlichen handelt es sich bei der EFDL um einen umfassenden Plan zur Stärkung der Landkomponente der NATO-Verteidigung an den östlichen Grenzen des Bündnisses, der darauf abzielt, „ein einheitliches Gerüst für die Verteidigung der Ostflanke zu schaffen, die erforderlichen Kampfkapazitäten klar zu definieren und deren gemeinsame Entwicklung durch die NATO-Staaten sicherzustellen“.
Die Strategie wird mit Blick auf die Aktionen Russlands entwickelt: „Heute gibt der Feind das Tempo vor, daher kann man sich nicht mehr nach alten Plänen auf einen Krieg vorbereiten“, erklärte General Donahue. Er betonte, dass die NATO in der Lage sein muss, schnell auf plötzliche Bedrohungen zu reagieren, indem sie ihre Bedingungen durchsetzt, anstatt verspätet zu reagieren.
Das EFDL-Konzept umfasst drei Schlüsselelemente.
Der erste ist ein einheitlicher Informations- und Netzwerkraum für alle Verbündeten im Osten. Die NATO hat bereits ein modernes Big-Data-System namens Palantir Maven Smart System auf Basis künstlicher Intelligenz angeschafft, das in der Lage ist, riesige Mengen an Geheimdienstinformationen sofort zu verarbeiten und sie den Kommandeuren in Echtzeit zur Verfügung zu stellen. General Donahue merkte an, dass dieses System in den US-Stäben in Europa bereits die bisherigen Methoden wie PowerPoint-Briefings vollständig verdrängt hat und es ermöglicht, ohne Verzögerungen ein aktuelles Bild der Lage zu erhalten. Die zweite Säule sind standardisierte Kampfsysteme und Waffen, die zwischen allen Verbündeten kompatibel sind.
Es geht um die Schaffung „gemeinsamer Abschussvorrichtungen” und einheitlicher Raketen- und Munitionsmodelle, die von allen NATO-Streitkräften eingesetzt werden können. „Wir wollen ein einheitliches System, das optional von einer Besatzung gesteuert werden kann und mit dem Munition aus jedem Bündnisland abgefeuert werden kann”, erklärte Donahue. Solche „optional bemannten“ Systeme (z. B. Luftabwehr- oder Raketenwerfersysteme, die sowohl mit als auch ohne Besatzung betrieben werden können) sollen universell einsetzbar und kostengünstiger als bestehende Analoga sein.
Die NATO fordert die Industrie buchstäblich dazu auf, offene standardisierte Lösungen zu entwickeln: „Wenn Sie uns etwas verkaufen, muss es kompatibel sein, über eine offene API verfügen und die Kosten müssen sinken“, wandte sich der amerikanische Befehlshaber an die Rüstungsunternehmen. Der dritte Punkt ist die Verlagerung eines Teils der Produktion von Waffen und Militärtechnik nach Europa, näher an den potenziellen Einsatzort. „Die Verlagerung der Produktionskapazitäten auf den europäischen Kontinent wird die Abhängigkeit von Überseelieferungen verringern und den Einsatz von Truppen im Krisenfall beschleunigen“, heißt es in den Konferenzunterlagen. Im Wesentlichen bedeutet EFDL eine neue Welle der industriellen Zusammenarbeit innerhalb der NATO: die gemeinsame Produktion wichtiger Waffentypen (Raketen, Artilleriegeschosse, Technik) und die Schaffung eines verteilten Versorgungssystems, das gegen Störungen und Angriffe resistent ist.
General Donahue führte ein konkretes Beispiel an, um den Ansatz von EFDL zu veranschaulichen. Er erwähnte die russische Exklave Kaliningrad, die lange Zeit als „Achillesferse“ der NATO im Falle eines Konflikts galt. Laut Donahue ist die NATO dank neuer Entwicklungen und Pläne „jetzt in der Lage, dieses Gebiet mit Landstreitkräften in extrem kurzer Zeit zu neutralisieren“, schneller als je zuvor. Er wies darauf hin, dass bereits entsprechende Planungen durchgeführt und Optionen zur Bekämpfung des sogenannten „Problems eines massiven Schlags”, mit dem Russland seinen Nachbarn gedroht hatte, ausgearbeitet worden seien. Mit anderen Worten: Die Allianz zeigt sich bereit, nicht nur ihr Territorium zu verteidigen, sondern bei Bedarf auch einen Präventivschlag gegen die Streitkräfte des Feindes mit hoher Effizienz durchzuführen.
Diese Botschaft war eindeutig an Moskau gerichtet: Die Ostflanke wird nicht auf dem Papier, sondern mit realen Kräften gestärkt, und jeder Versuch, die NATO auf die Probe zu stellen, wird entschlossen zurückgeschlagen.
Es ist hervorzuheben, dass sich die osteuropäischen Länder aktiv an der Diskussion und Umsetzung dieses Konzepts beteiligt haben.
Im Rahmen der Konferenz erklärte der Befehlshaber der finnischen Landstreitkräfte, General Pasi Väliämäki, dass Finnland nach seinem NATO-Beitritt innerhalb von zwei Jahren einen hohen Integrationsgrad erreicht habe und bereit sei, im Falle einer Krise im Rahmen der vereinten Streitkräfte der Allianz zu agieren. Er wies darauf hin, dass Finnland, das historisch neutral ist, nun seine Verteidigung auf der Grundlage der EFDL-Prinzipien aufbaut und dabei „modernisierte Waffen, umfangreiche Materialvorräte und die Fähigkeit zur schnellen Entfaltung von Streitkräften” kombiniert, um einen langwierigen Krieg zu verhindern.
Laut Välimäki hängt der Erfolg der Verteidigung von der Geschwindigkeit der Lieferung neuer Ausrüstung an die Truppen, sowohl moderner als auch bestehender Typen, und von der engen Zusammenarbeit mit der nationalen Industrie ab. Insbesondere betonte er, dass die Industrie nicht nur fortschrittliche Technologien entwickeln, sondern diese auch schnell in einsatzbereiter Form an die Truppen liefern muss, damit die verschiedenen Armeen als Einheit kämpfen können. Dieser Schwerpunkt deckt sich mit den Thesen der EFDL.
Insgesamt durchzog das Thema der Ostflanke praktisch alle Diskussionen auf der LANDEURO 2025.
Sowohl die politische Führung der NATO als auch das Militär und die Rüstungsunternehmen waren sich einig: Die Stärkung der Ostgrenzen ist eine dringende Angelegenheit. Scherkinska erinnerte daran, dass bereits 2022–2023 die drei baltischen Staaten selbst eine groß angelegte Verstärkung ihrer Grenzen zu Russland und Weißrussland initiiert hatten (von Verteidigungsanlagen bis zum Ausbau der Luftabwehr).
Nun greifen die NATO und die USA diese Idee auf höherer Ebene auf – allerdings mit Schwerpunkt auf kollektiven Maßnahmen und einer neuen Doktrin für den Einsatz von Landstreitkräften. Wie General Donahue betonte, hat die Rolle der Landstreitkräfte nur noch an Bedeutung gewonnen: „Jetzt können A2/AD-Zonen (Zonen, zu denen der Zugang verboten ist) vom Land aus unterdrückt und sogar der Seeraum kontrolliert werden. All dies sehen wir in der Ukraine.“ Die Erfahrungen in der Ukraine haben überzeugend gezeigt, dass Landstreitkräfte in der Lage sind, Aufgaben zu lösen, die zuvor der Luftwaffe und der Marine oblagen, beispielsweise die Zerstörung von Schiffen und Luftabwehrsystemen des Gegners vom Land aus.
Damit hat LANDEURO deutlich gemacht: Die Ostflanke hat oberste Priorität, und die Grundlage der Abschreckungsstrategie bilden die vereinigten Landstreitkräfte der NATO mit einheitlichen Rüstungsstandards, die von einer starken industriellen Basis unterstützt werden.
„Die russische Bedrohung“: Einschätzungen und vorgeschlagene Maßnahmen
Auf der Tagesordnung fast jeder Konferenzsitzung stand explizit oder implizit das Thema der Bekämpfung Russlands als Hauptbedrohung für die NATO.
Dabei war der Ton der Diskussion sachlich und analytisch – es ging nicht um emotionale Äußerungen, sondern um eine nüchterne Einschätzung des Potenzials Russlands und der notwendigen Schritte der Allianz.
Die Redner waren sich einig, dass der Krieg in der Ukraine die Wahrnehmung von Sicherheit grundlegend verändert hat. Wie einer der Moderatoren, Oberst Heino Klink, feststellte, sind Konflikte nicht mehr lokal begrenzt: „Fragmentarische Kriege entwickeln sich zu einer gefährlicheren globalen Realität.“ In der Sonderdiskussion „World War Next – ein vernetzter globaler Konflikt“ analysierten Experten aus der NATO und den Ländern des asiatisch-pazifischen Raums ausführlich, wie autoritäre Regime ihre Aktionen koordinieren und was westliche Demokratien dagegen tun können.
Es wurde der Schluss gezogen, dass Moskau, Peking, Teheran und Pjöngjang faktisch eine „Achse der Bequemlichkeit“ (Axis of Convenience) bilden – eine stillschweigende Allianz, in der ihre Strategien zunehmend aufeinander abgestimmt sind. „Die Zusammenarbeit zwischen Russland, China, Iran und Nordkorea vertieft sich, und dies erfordert einen stärker integrierten globalen Ansatz zur Eindämmung und Verteidigung”, hieß es in dieser Diskussion.
Dabei wiesen die Diskussionsteilnehmer darauf hin, dass die Zusammenarbeit dieser Länder pragmatischer und vorübergehender Natur ist und es ihr an Vertrauen und Stabilität mangelt, wie es bei der NATO der Fall ist – was dem westlichen Bündnis einen Vorteil in Bezug auf Werte und Zusammenhalt verschafft. Dennoch sollte man ihre „transaktionale Partnerschaft“ nicht unterschätzen.
Besonders hervorgehoben wurde die Rolle Chinas als „entscheidender Helfer Russlands“ – ohne chinesische Technologie und Finanzmittel wäre es für Moskau viel schwieriger, den Krieg gegen die Ukraine zu führen. Gleichzeitig zeigen sich die chinesischen Ambitionen auch in Asien, weshalb die NATO-Verbündeten in der Region (Australien, Japan, Republik Korea, Neuseeland) eine beispiellos enge Zusammenarbeit mit der NATO und der EU zum Erfahrungsaustausch und zur Koordinierung ihrer Maßnahmen begonnen haben.
Konkret wurde die militärische Macht Russlands durch die Brille der Lehren aus der Ukraine-Kampagne betrachtet.
Die Konferenzteilnehmer stellten fest, dass sich die russischen Streitkräfte trotz der erlittenen Verluste anpassen und die Waffenproduktion ausbauen. General Donahue nannte eine Zahl: Seit 2022 hat Russland die Produktion von Munition von 20.000 auf 210.000 Artilleriegeschosse pro Monat erhöht. Dies ist ein enormer Anstieg, der die Militarisierung der russischen Wirtschaft verdeutlicht. Die NATO muss daher ihre Anstrengungen verdoppeln, um im Wettlauf um Ressourcen nicht zurückzufallen.
Generalmajor Ronald Reagin erinnerte daran, dass die Mengen an Munition für einen großen Krieg historisch gesehen immer unterschätzt wurden, was der aktuelle Konflikt bestätigt. Daher „müssen die Produktionskapazitäten in Europa dringend ausgebaut, die Versorgung dezentralisiert und mobile Reparaturmittel eingeführt werden“, betonte er. Die russische Taktik macht große Lager und Versorgungskonvois verwundbar – sie müssen zugunsten einer dezentralen, verdeckten Logistik, die über digitale Systeme gesteuert wird, aufgegeben werden.
In Bezug auf militärische Szenarien wiesen die Redner darauf hin, dass Russland nach wie vor über beträchtliche „Massenressourcen“ (Mannschaft und Technik) verfügt. Der ukrainische Major Robert Brovdi wies am 16. Juli in der Podiumsdiskussion auf drei große Herausforderungen hin, denen die Ukraine im Krieg gegenübersteht: (1) die zahlenmäßige Überlegenheit der russischen Truppen in bestimmten Gebieten, wodurch es für die ukrainische Verteidigung schwierig ist, überall die Stellung zu halten; (2) die systematische Zerstörung der kritischen Infrastruktur des Landes durch russische Angriffe; (3) die Tatsache, dass praktisch die gesamte erwachsene Bevölkerung der Ukraine bereits in die Kriegsanstrengungen involviert ist und es kaum noch Reserven für eine zusätzliche Mobilisierung gibt.
Diese Worte zeigen, dass Russland, selbst wenn es durch den Krieg geschwächt ist, immer noch in der Lage ist, große Streitkräfte in die Schlacht zu werfen und schweren Schaden anzurichten – was bedeutet, dass die Verbündeten auf groß angelegte Operationen vorbereitet sein müssen.
Eines der Leitmotive war die Bekämpfung der russischen A2/AD-Doktrin („anti-access/area denial“ – Schaffung von Zonen, die für NATO-Streitkräfte aufgrund einer starken Luftabwehr und Raketen unzugänglich sind).
Es wurde festgestellt, dass Russland ein mehrstufiges System aus Luftabwehr und Küstenraketen aufgebaut hat, insbesondere in Kaliningrad, auf der Krimhalbinsel und an anderen strategischen Punkten. Brigadegeneral Stephen Carpenter erklärte jedoch, dass der moderne Ansatz der NATO darin bestehe, die „tödliche Kette” des Feindes durch multisphärische Operationen zu durchbrechen.
„Wenn man die multisphärische Zusammenarbeit richtig aufbaut, kann man vom Boden aus Möglichkeiten für die Luftwaffe und für nachfolgende Angriffe auf den Feind schaffen und ihn so in eine völlig überfordernde Situation bringen“, erklärte er. In Anlehnung an die Erfahrungen der Ukraine setzt die NATO auf eine „Gemeinschaft der Möglichkeiten“: Die Ziele des Feindes können aus verschiedenen Umgebungen – vom Boden, aus der Luft, vom Meer, aus dem Cyberspace – angegriffen werden, vorausgesetzt, man hat die Oberhand bei der Informationskontrolle. Laut Carpenter liegt der Schlüssel dazu darin, jedes Ziel im Kriegsgebiet in kürzester Zeit zu „finden, zu erfassen und zu zerstören“ (find, fix, finish).
Als Maßnahmen gegen Russland schlugen die Teilnehmer erstens vor, die Aufrüstung der Verbündeten so weit wie möglich zu beschleunigen (mehr dazu im nächsten Abschnitt), und zweitens gemeinsame Pläne für den Fall einer direkten Aggression zu entwickeln.
Es wurden bereits konkrete regionale Pläne der NATO vorgestellt. General Grinkevic (neuer SACEUR) erklärte, dass „klare Pläne für den baltischen Raum ausgearbeitet“ worden seien, die den Regierungen und der Industrie als Leitfaden dienen sollen, welche Kräfte und Mittel an der nordöstlichen Flanke stationiert werden müssen.
Dieser Plan ist im Wesentlichen die Pilotumsetzung der Eastern Flank Deterrence Line, die sich zunächst auf die baltischen Staaten konzentriert.
Analog dazu sind Pläne für das Schwarze Meer und andere Regionen zu erwarten. Der NATO-Oberbefehlshaber wies darauf hin, dass das gewünschte Maß an Kampfkraft dem Niveau einer ukrainischen Brigade der Jahre 2023–2024 entspricht: „Wie können wir erreichen, dass unsere Brigaden über das gleiche Maß an Fähigkeiten verfügen, das wir heute bei den Ukrainern sehen?“, fragte er rhetorisch. Insbesondere die Luftabwehr bezeichnete er als den am dringendsten benötigten Bestandteil: „Luftabwehr kann nie genug sein. Wir brauchen mehr – sei es gegen UAVs oder ballistische Raketen.“ Als zweite Priorität nannte er Langstreckenwaffen, mit denen entfernte Objekte des Feindes „in Schach gehalten“ werden können.
Zusammenfassend wurde auf der LANDEURO ein klares Signal ausgesendet: In den Augen der NATO bleibt Russland die größte militärische Bedrohung in Europa, und der beste Weg, diese Bedrohung zu neutralisieren, besteht darin, Russland in Bezug auf Geschwindigkeit und Umfang der Mobilisierung der Streitkräfte zu übertreffen.
„Es bleibt keine Zeit zum Abwarten“, erklärte General Grinkevich und forderte die Militärführer und Industriellen auf, „sich selbst zur Verantwortung zu ziehen“, um die Versprechen zur Aufrüstung einzuhalten: „Wir dürfen keine Sekunde verlieren.“
Dieser Satz wurde praktisch zum Motto der Konferenz – zum Konsens aller Teilnehmer über die Notwendigkeit, unverzüglich zu handeln.
Industrielle Zusammenarbeit und militärisches Potenzial der Industrie
Das zentrale praktische Thema der LANDEURO 2025 war die Mobilisierung der Verteidigungsindustrie der Verbündeten, um den neuen militärischen Anforderungen gerecht zu werden. Angesichts des langwierigen Krieges in der Ukraine und der Aufrüstung Russlands erkannte die NATO, dass ihre Verteidigungsproduktion dringend erweitert und umstrukturiert werden muss. Die Diskussionen zu diesem Thema nahmen einen Großteil des Programms ein – von Podiumsdiskussionen über die Beschleunigung der Foreign Military Sales (FMS)-Verfahren bis hin zur Erörterung gemeinsamer Produktionsprojekte innerhalb der Allianz.
Im Rahmen der Podiumsdiskussion „FMS im Kriegstempo: Reform des Waffenverkaufs im Interesse der globalen Bereitschaft” wiesen Militärlogistiker und Industrielle direkt darauf hin, dass das derzeitige amerikanische System der Foreign Military Sales für die aktuellen Realitäten zu langsam und zu schwerfällig sei. „Die Prozesse sind überladen mit Bürokratie, einer Vielzahl von Abstimmungen – all dem, was es in einem realen Konflikt nicht gibt”, bemerkte Generalmajor Reagin und schlug vor, das Verfahren durch die Beseitigung überflüssiger Schritte zu optimieren.
Der Vertreter der Industrie, Christopher Brown, beklagte, dass sich die Komplexität des FMS manchmal selbst reproduziere, aber es gebe einen Ausweg – die Vereinfachung des Systems auf der Grundlage von Treffen wie LANDEURO: „Es ist wie ein Klassentreffen, bei dem die Länder ihre Notizen darüber vergleichen, was in der Verteidigung verbessert werden kann“, sagte er bildlich.
Eine der wichtigsten Entscheidungen, die von allen Diskussionsteilnehmern unterstützt wurde, war die parallele Ausrichtung auf direkte kommerzielle Verkäufe (DCS). In Situationen, in denen Verbündete schnell bewaffnet werden müssen, ermöglichen DCS es, einen Teil der Bürokratie zu umgehen. „Direkte Geschäfte sind schneller, wenn Zeit eine entscheidende Rolle spielt“, lautete die Meinung, während FMS einen „Paketansatz“ mit integrierter Schulung, Wartung und Support bietet, was für langfristige Programme wichtig ist.
Der polnische General C. Wisniewski betonte, dass sie FMS für den gesamten Zyklus (Ausbildung, Wartung) schätzen, „aber wir müssen die Lebenszykluskosten verstehen und bereit sein, sie zu tragen“. Im Ergebnis wurde die allgemeine Schlussfolgerung gezogen, dass sowohl staatliche als auch kommerzielle Lieferkanäle genutzt werden müssen, je nach Dringlichkeit und Art des Bedarfs, wobei sorgfältig geprüft werden muss, ob die Käuferländer in der Lage sind, das jeweilige System langfristig selbstständig zu warten.
Allerdings ist selbst ein ideales Beschaffungsverfahren sinnlos, wenn die Industrie physisch nicht in der Lage ist, die benötigten Waffen herzustellen. Daher verlagerte sich der Schwerpunkt der Konferenz auf den Ausbau der Produktionskapazitäten in den USA und Europa. General Grinkevic, der für die NATO sprach, erklärte unverblümt: „Wir brauchen reale Möglichkeiten, und zwar so schnell wie möglich. Zukünftige Versprechungen funktionieren nicht mehr – die Industrie auf beiden Seiten des Atlantiks muss mit voller Kapazität arbeiten.“
Er betonte, dass „es genug Arbeit für alle gibt“ und dass man nicht „entweder-oder“ investieren sollte, sondern überall gleichzeitig. Es sei ein einheitlicher, nahtloser Verteidigungsindustriebereich erforderlich, der in der Lage sei, die Allianz mit den erforderlichen Waffen in ausreichender Menge zu versorgen.
Dazu würden nun alle Anreize geschaffen: Die NATO-Staaten hätten sich offiziell zu einer Erhöhung der Ausgaben (5 % des BIP bis 2035) verpflichtet, was eine nachhaltige Nachfrage seitens des Militärs garantiere.
„Diese langfristigen Verpflichtungen sind ein starkes Signal an die Industrie: Produktionslinien auszuweiten, Investitionen in Forschung und Entwicklung zu erhöhen, damit wir das bekommen, was wir brauchen“, wandte sich SAKUR an die anwesenden Vertreter der Verteidigungsindustrie.
Auf einer der Podiumsdiskussionen fiel ein prägnanter Satz: „Eine starke Verteidigung hängt nicht nur davon ab, wie viele Waffen gelagert sind, sondern auch von der Fähigkeit, sich schnell anzupassen und das zu produzieren, was benötigt wird.“
Die Teilnehmer betonten: Die „Magazintiefe“ (magazine depth) wird in der heutigen Welt nicht nur durch die Vorräte bestimmt, sondern auch durch die Flexibilität und Geschwindigkeit der Produktion. Dies hat die Ukraine deutlich gezeigt – ihr ist es im Laufe des Krieges gelungen, die Produktion von kritischen Gütern (von Drohnen bis hin zu Artillerie) zu steigern, was vor allem ihrem unkonventionellen Ansatz zu verdanken ist. Es wurde festgestellt, dass die wirtschaftlichen und geopolitischen Bedingungen derzeit so günstig wie nie zuvor für den Ausbau des Verteidigungssektors sind – die Regierungen sind bereit, Mittel zu investieren, und die Bedrohung ist real, was einen „unumkehrbaren Impuls für die zukünftige Sicherheit“ schafft.
Der ehemalige Leiter des Material- und Technologiedienstes der US-Armee, General Edward Daly, teilte seine Vision des Verteidigungs- und Industriekomplexes bis 2030 mit: Es sollte sich um einen „ökosystemartigen Organismus handeln – modern, global mobil, kompatibel, der Technologien und Produkte in industriellem Maßstab sowohl für militärische als auch für zivile Zwecke herstellt”.
Ein weiterer Redner, Generalleutnant Miles Brown (stellvertretender Kommandeur des US Army Futures Command), sprach über die Reform der Struktur der US-Armee – die Army Transformation Initiative (ATI). Im Rahmen der ATI ist geplant, das Futures Command mit dem Training and Doctrine Command (TRADOC) zu einer neuen Struktur zusammenzufassen – dem Army Transformation and Training Command. „Wir bauen ein Kommando des 21. Jahrhunderts auf – digital, flexibel, operativ. <…> Das Wichtigste ist, die sich bietenden Chancen jetzt zu nutzen, keine Jahre mit Studien zu verschwenden, sondern sofort zur Sache zu kommen“, betonte Brown.
Diese Reform zielt darauf ab, die Entwicklung und Einführung neuer Systeme zu vereinfachen: Zyklen zu verkürzen, Wissenschaftler und Militärs einander näher zu bringen und damit die Modernisierung der Streitkräfte zu beschleunigen. Im Wesentlichen passt die US-Armee ihre Bürokratie an das Tempo an, das durch den Konflikt in der Ukraine vorgegeben ist.
Die industrielle Zusammenarbeit innerhalb Europas wurde ebenfalls zu einem wichtigen Thema. In den Konferenzunterlagen wird darauf hingewiesen, dass Länder wie die Tschechische Republik und die Slowakei bereits ihre Kapazitäten für die Herstellung von großkalibrigen Munition ausbauen und bereit sind, Teil einer größeren Produktionskette der Allianz zu werden. „Die nationale Industrie hat nun eine echte Chance, sich in das gemeinsame Versorgungssystem der Allianz zu integrieren – insbesondere in der Herstellung von Munition, schwerer Technik, Radargeräten und Drohnen“, berichtet die tschechische Zeitung über die Konferenz.
Dazu müssen die Unternehmen jedoch die Anforderungen hinsichtlich Kompatibilität, Standardisierung und Arbeit im transatlantischen Umfeld erfüllen. Die europäischen Experten auf der LANDEURO forderten ihre Industriellen auf, „bereit zu sein, Technologien zu teilen, nach einheitlichen technischen Spezifikationen zu arbeiten und Produkte zu liefern, die sofort in die NATO-Streitkräfte integriert werden können“.
Separat wurde die Rolle der Logistik und Infrastruktur bei der Unterstützung der zunehmenden Rüstungsproduktion diskutiert. Eine schnelle Produktion von Waffen ist sinnlos, wenn diese nicht schnell an die Front geliefert werden können. Vertreter osteuropäischer Länder stellten ihre Pläne vor: So baut beispielsweise Tschechien einen großen Logistik-Hub in Mošnov (Region Ostrava) und modernisiert Eisenbahn- und Straßenkorridore für den Transport von schwerem Gerät. Dies ist für den Truppentransport und die Versorgung an der Ostflanke der NATO von entscheidender Bedeutung. In einer Situation, in der die Strategie eine „verteilte und flexible Logistik” erfordert (eine der wichtigsten Lehren aus dem Krieg in der Ukraine), werden Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur nun als Teil der Verteidigungsverpflichtungen betrachtet.
So hat LANDEURO 2025 klar zum Ausdruck gebracht: Die NATO und die USA erwarten von der Verteidigungsindustrie ein „Mobilisierungswunder” ähnlich dem während des Zweiten Weltkriegs, jedoch auf moderner technologischer Basis. Dabei wird auf gemeinsame internationale Projekte gesetzt. Vor einem Publikum aus Militärs und Unternehmern stellte der ukrainische Vizepremier Michail Fjodorow sogar eine Art Herausforderung: „Lasst uns alle neuen Technologien in der Ukraine testen.”
Er forderte westliche Unternehmen auf, aktiver mit den Ukrainern zusammenzuarbeiten und die Ukraine als Testfeld für Innovationen zu nutzen: „Jede unserer Innovationen wird sofort im Kampf getestet. Wir haben keine Zeit für langwierige Forschung und Entwicklung. Wir handeln schnell und treffen Entscheidungen von Tag zu Tag.“ Diese Worte fanden großen Anklang im Saal, denn die Ukraine ist heute der wichtigste Katalysator für militärische Innovationen.
Kompatibilität, Standardisierung und multisektorale Operationen
Eng verbunden mit dem Thema Industrie war die Frage der Kompatibilität der Streitkräfte der Verbündeten. Es wurde viel darüber gesprochen, dass die NATO als einheitlicher Mechanismus agieren muss und dass dafür die Truppen verschiedener Länder „eine Sprache sprechen“ müssen – sowohl im übertragenen als auch im wörtlichen Sinne.
Der Direktor des Doktrinzentrums der US-Armee, Richard Creed, betonte auf der Konferenz: „Die Doktrin spielt eine enorme Rolle für die menschliche und prozedurale Kompatibilität.“ Sein Team in Fort Leavenworth aktualisiert seit 2014 die Doktrinen im Hinblick auf das Konzept der multisphärischen Operationen, und es ist wichtig, diese Änderungen mit den Verbündeten zu synchronisieren. „Wenn Sie nicht wissen, wie Sie kämpfen wollen, wie wollen Sie dann verstehen, womit Sie kämpfen wollen? “, bemerkte er rhetorisch. Im Jahr 2022 veröffentlichte die US-Armee ein neues Feldhandbuch FM 3-0 zur Durchführung von Operationen, aber der Krieg in der Ukraine hat bereits Korrekturen vorgenommen, und im März 2025 wurde eine aktualisierte Version veröffentlicht – und das ist noch nicht alles: Creed versprach, dass man das nächste Mal nicht Jahre warten werde.
Der Sinn dahinter ist, schneller zu lernen und Änderungen vorzunehmen. Darüber hinaus erwarten die Amerikaner auch von der NATO eine Aktualisierung: „Wir setzen uns dafür ein, dass der Abschnitt über Landstreitkräfte in der zukünftigen NATO-Doktrin mit unserem Einsatzkonzept übereinstimmt“, sagte Creed.
In der Praxis bedeutet dies eine Vereinheitlichung der Terminologie, der Planungsgrundsätze, der Ausbildungsansätze und sogar der Anforderungen an die Technik. „Wir trainieren jeden Tag gemeinsam mit unseren Verbündeten in Europa. Wir diskutieren ständig, wie wir besser gemeinsam kämpfen können. Lasst uns die gleichen Worte verwenden und ihnen dieselbe Bedeutung geben“, forderte er.
Dieser Gedanke wurde von vielen Rednern unterstützt. Brigadegeneral S. Carpenter merkte an, dass Sprachbarrieren und Unterschiede in den Doktrinen die ohnehin schon komplexen gemeinsamen Operationen zusätzlich erschweren. Verschiedene Armeen können eine Aufgabe oder den gewünschten Effekt unterschiedlich beschreiben, was die Durchführung einer Kampfmission behindert. Die Lösung besteht darin, Verfahren, Begriffe und Standards so weit wie möglich zu vereinheitlichen. Besonderes Augenmerk wurde dabei auf die Kompatibilität von Kommunikations- und Steuerungstechnologien gelegt.
Vertreter der Industrie (z. B. Harald Mannheim von Airbus) sagten: „Wir müssen uns kennenlernen und Vertrauen aufbauen. Das ist einfacher, wenn man die Möglichkeiten des anderen versteht. <…> Derzeit erhöhen die europäischen Länder ihre Budgets, wir (die Industrie) steigern unsere Produktion. Wir brauchen die besten Fachleute – von KI bis hin zu Ingenieuren –, um diese Nachfrage zu befriedigen.“ Er betonte, dass die Verbündeten eine „Brücke zwischen den bestehenden Systemen“ benötigen, um sie zu einem einzigen multisphärischen Raum zu verbinden. „Wir brauchen Geschwindigkeit, Kompatibilität und integrierte Kommunikation innerhalb der gesamten Allianz“, sagte Mannheim und verwies auf die Perspektive einer „softwaredefinierten Verteidigung“, bei der Software der Schlüssel zur Kompatibilität verschiedener Waffen sein wird.
Auf der Konferenz wurden auch erfolgreiche Beispiele für die Integration vorgestellt.
General Carpenter berichtete, wie das von ihm gegründete 56. Multidomänen-Operationskommando in Europa bereits regelmäßige Übungen (z. B. Dynamic Front) durchführt, bei denen 16 Länder gleichzeitig in fünf verschiedenen Ländern ein einheitliches „Kampf-Internet“ – das Kill Web – trainieren, das Sensoren und Feuerwaffen verschiedener Armeen in Echtzeit miteinander verbindet. Dies ermöglicht es, gemeinsam Ziele zu erkunden, Zielangaben zu übermitteln und Feuer zu leiten, als ob all diese Mittel einer einzigen Armee gehören würden. „Wir müssen in der Lage sein, viele verschiedene Quellen – von verbündeten Armeen, Partnern, Geheimdiensten, sogar offenen Daten – zu sammeln und sie zu einem einheitlichen Bild für den Kommandanten zusammenzufassen“, betonte Carpenter.
Große Aufmerksamkeit wurde den Multi-Domain-Operationen (MDO) als neuer Militärphilosophie der NATO gewidmet. Konteradmiral Shekerinska betonte, dass der Krieg in der Ukraine die Grabenkämpfe des Ersten Weltkriegs mit Drohnen, Cyberangriffen und Informationsoperationen verbindet – das heißt, er findet in mehreren Dimensionen gleichzeitig statt.
Die NATO muss bereit sein, gleichzeitig zu Lande, in der Luft, auf See, im Cyber- und Informationsraum zu agieren. „Das ist der multidomänenansatz, der die Grundlage der neuen Militärphilosophie bildet“, erklärte die stellvertretende NATO-Generalsekretärin. In der Praxis erfordert Multidomänen nicht nur technische Kompatibilität, sondern auch neue Kommandostrukturen. General Carpenter erklärte, dass im Rahmen der Army Transformation Initiative sein Kommando umstrukturiert werde: Dem ehemaligen Artilleriehauptquartier (56th Artillery Command) werden Einheiten der Cyberstreitkräfte, der Informationskriegsführung und der Aufklärung hinzugefügt, damit eine einzige Einheit Angriffe in mehreren Bereichen gleichzeitig planen und koordinieren kann. „Wir werden ein Planungs- und Kontrollzentrum, einen Artillerie-Stab, mehrere NATO-Artilleriebrigaden sowie eine integrierte Aufklärungskomponente haben – all dies für eine multidisziplinäre Mission“, erklärte er.
Das Ziel ist es, dem NATO-Kommandeur ein Instrument an die Hand zu geben, mit dem er in Echtzeit Ziele finden und komplex bekämpfen kann, nicht mit vereinzelten Truppengattungen, sondern mit einer einheitlichen Streitmacht.
Im Ergebnis formulierte die Konferenz eine klare Botschaft: Standardisierung und Kompatibilität sind der Grundstein der militärischen Stärke der NATO.
Der Übergang zu einheitlicher Ausrüstung (z. B. gemeinsame Abschussvorrichtungen und Munition, wie General Donahue erwähnte) ist untrennbar mit der Vereinheitlichung von Doktrinen und Begriffen verbunden. Nur wenn sich die Soldaten gegenseitig verstehen, die Technik vernetzt ist und die Kommandeure in gleichen Kategorien denken, kann die Allianz schneller und effektiver gegen einen Feind vorgehen, der auf die Uneinigkeit der Demokratien setzt.
LANDEURO 2025 hat gezeigt, dass diese Erkenntnis auf allen Ebenen vorhanden ist – von den Stäben bis zu den Fabriken.
Technologische Innovationen auf dem Schlachtfeld: Drohnen, KI und Roboter
Ein weiteres wichtiges Thema der LANDEURO 2025 war die Diskussion über die neuesten Militärtechnologien und deren Einsatz in realen Kampfhandlungen. Die Konferenz brachte NATO-Technologen und ukrainische Innovatoren zusammen und ermöglichte ihnen den Austausch von Erfahrungen, die sie während des Krieges gesammelt hatten.
Die ukrainischen Vertreter legten in ihren Vorträgen den Schwerpunkt auf unbemannte Systeme und digitale Technologien. Wie Georgiy Tskhakaya, Berater des Ministers für digitale Transformation der Ukraine, betonte, habe sich die Ukraine in den zwei Jahren des Krieges zu einer Art „Labor für militärische Innovationen” entwickelt. „Wir haben nicht den Luxus, Jahre für Forschungen aufzuwenden – jede Entscheidung wird im Kampf getestet, wir bewegen uns sehr schnell”, sagte er und zitierte dabei Michail Fjodorow. Angesichts des Mangels an traditionellen Ressourcen griffen die Ukrainer massiv auf Drohnen zurück. „Als wir verstanden, dass wir die gesamte Technik Russlands nicht zahlenmäßig übertreffen können, haben wir kostengünstige Drohnen entwickelt, die in der Lage sind, Ziele des Feindes anzugreifen“, sagte Tskhakaya.
Im Wesentlichen hat die Ukraine seit 2022 den Drohnenmarkt liberalisiert und damit Dutzenden von privaten Unternehmen und Enthusiasten den Weg geebnet, was zu einem explosionsartigen Wachstum geführt hat: „Wir haben an die Idee der Drohnen geglaubt, der Wirtschaft die Möglichkeit gegeben, zu wachsen – und alles ist in die Höhe geschossen“, sagte Fjodorow in seiner Ansprache.
Derzeit produziert und setzt die Ukraine Drohnen in der Luft, zu Lande und zu Wasser ein, passt sich täglich an die Taktik des Gegners an und findet neue Einsatzmöglichkeiten für sie. Das Konzept der ukrainischen Regierung besteht darin, eine „Drohnenarmee“ zu schaffen, in der möglichst viele Aufgaben an der Front von Robotern statt von Menschen ausgeführt werden. „Wir sehen eine Front, an der nicht Menschen, sondern Roboter die erste Linie halten – das wird Leben retten“, erklärte der ukrainische Redner dieses ehrgeizige Ziel.
Einige ukrainische Innovationen klangen auf der Konferenz fast fantastisch. Zum Beispiel das Programm „Army of Drones Bonus“, das Tskhakaia beschrieb: Das ukrainische Militär motiviert Drohnenpiloten mit spielerischen Methoden – für jedes zerstörte feindliche Objekt erhalten die Einheiten Punkte, die sie dann gegen neue und bessere Drohnen eintauschen können. Dadurch wird die Zerstörung von Zielen zu einer Art Wettbewerb, der die Einheiten motiviert, UAVs effektiv einzusetzen. Auch künstliche Intelligenz wird in der Ukraine aktiv eingesetzt. „Wir analysieren alles mit Hilfe von KI. Wir haben das Ziel, als Erste zu lernen, Luftangriffe mit Hilfe von KI vorherzusagen“, sagte Tskhakaia. Bereits jetzt verarbeiten ukrainische Programme große Mengen an Geheimdienstdaten und versuchen, anhand einer Reihe von Anzeichen die Aktionen des Feindes vorherzusagen – zum Beispiel Raketenstarts oder Einsätze von Kamikaze-Drohnen.
All diese Errungenschaften blieben nicht nur Theorie – ihr Wert für die NATO wurde direkt anerkannt.
Major Robert Brovdi, Kommandeur der ukrainischen Drohnenstreitkräfte, teilte mit, dass das ukrainische Militär bereits eine eigene Doktrin für den Einsatz von Drohnen entwickelt, die „zum Vorbild für die NATO werden wird“. Broudy ist ein in der Ukraine bekannter Offizier, der von Präsident Selenskyj mit dem Orden „Held der Ukraine“ ausgezeichnet wurde.
Er betonte, dass die Erfolge der Ukraine nicht nur auf Technologie, sondern auch auf die Zusammenarbeit der Gesellschaft zurückzuführen sind: „Wir schätzen die Bemühungen der einfachen Menschen. Die schnelle Einführung von Innovationen wurde durch die Zusammenarbeit von staatlichen Stellen, privaten Unternehmen und Bürgern ermöglicht.“ Die Mitbegründerin der Freiwilligenorganisation Alexandra Azarkhina erzählte, wie sich zivile IT-Spezialisten und Ingenieure zusammengeschlossen haben, um die Bürokratie zu umgehen und Lösungen direkt an der Front umzusetzen – sei es die Herstellung von Drohnen oder die Verbesserung der Kommunikation.
Sie forderte die NATO-Staaten auf, diesen Ansatz zu übernehmen: „Teilen Sie Ihre Erkenntnisse, tätigen Sie gemeinsame Einkäufe, koordinieren Sie Ihre Bemühungen – nur so kann die Front stabilisiert werden.“
Vertreter der NATO und der US-Armee nahmen die Erfahrungen der Ukraine mit großer Aufmerksamkeit zur Kenntnis. Generalleutnant Curtis Bazzard (Leiter der Ausbildungsprogramme für Ukrainer) hob die enorme Vergrößerung der ukrainischen Streitkräfte hervor – von 20 auf über 100 Brigaden in kurzer Zeit – und bezeichnete dies als einen einzigartigen Fall, aus dem die NATO Lehren in Bezug auf Organisation, Ausbildung und Führung von Truppen unter Kriegsbedingungen ziehen sollte. „Man darf sich niemals mit dem Erreichten zufrieden geben – man muss bei jeder Gelegenheit von den Ukrainern lernen“, forderte er die Verbündeten auf.
Und tatsächlich hat die Erfahrung der Ukraine direkten Einfluss auf die Programme der NATO. In der bereits erwähnten Army Transformation Initiative (ATI) der USA wird offen gesagt, dass sie von den Lehren der Ukraine inspiriert ist – der Schwerpunkt liegt auf schnellen und flexiblen Ansätzen anstelle von „veralteten Systemen“.
Auf der Konferenz wurden auch andere technologische Bereiche angesprochen. So wurde der Luft- und Raketenabwehr besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Im Rahmen der Podiumsdiskussion „Defending the Skies – Verteidigung des Himmels” wurde diskutiert, dass der Himmel über Europa heute viel gefährlicher ist als noch vor 10 bis 15 Jahren.
Die Flutung der Region mit Drohnen, Flügel- und ballistischen Raketen erfordert von der NATO eine ständige Aufrüstung und Modernisierung der Luftverteidigungs- und Raketenabwehrsysteme. General Grinkevic wies darauf hin, dass Mittel zur Abwehr von Drohnen und Raketen für die Allianz „dringend benötigt” werden und es davon nie genug geben kann.
Das bedeutet, dass neue Anschaffungen von Luftabwehrsystemen mit kurzer Reichweite (zum Schutz der Truppen vor Drohnen), mittlerer und großer Reichweite (Patriot, SAMPT, THAAD usw.) sowie die Entwicklung von Mitteln zur elektronischen Bekämpfung von Drohnen zu erwarten sind.
Darüber hinaus wurde über Cybersicherheit und Informationsoperationen als Teil eines vielschichtigen Kampfes gesprochen. Shekerinska wies in ihrer Rede darauf hin, dass „klassische Schützengräben durch den Einsatz von Drohnen, Cyberangriffen und Operationen im Informationsraum ergänzt werden”.
Das heißt, die Grenzen zwischen rein militärischem und unsichtbarem Krieg verschwimmen. Brigadegeneral Carpenter warnte, dass der Feind (gemeint ist Russland) bestrebt sei, „alle Teile des Staates“ zu treffen – gleichzeitig Schläge gegen die Armee, die kritische Infrastruktur, die Wirtschaft und staatliche Einrichtungen zu führen. Eine wirksame Verteidigung erfordert daher die Koordination nicht nur der Armeen, sondern auch der zivilen Strukturen, der Industriezweige und der Technologiepartner.
Dies ist auch eine Art technologische Herausforderung – die Ressourcen des Staates und des privaten Sektors angesichts einer komplexen Bedrohung zu bündeln. Nach den Aussagen auf der Konferenz strebt die NATO in Zusammenarbeit mit Hightech-Unternehmen ein solches Modell der „totalen Verteidigung“ an.
Im Laufe der LANDEURO 2025 betonten die Teilnehmer wiederholt die Bedeutung von Innovationen für die Aufrechterhaltung der Überlegenheit gegenüber dem Feind. Der ukrainische Aufruf, „alles in der Ukraine zu testen”, veranschaulicht den Geist der Konferenz: Die Verbündeten sind bereit, voneinander zu lernen und die kühnsten Neuerungen einzuführen, wenn sie sich im Kampf bewährt haben. Robotisierung, künstliche Intelligenz, neue Methoden zur Motivation des Personals (Gamifizierung des Krieges) – all dies wird von theoretischen Konzepten in die Praxis umgesetzt, die die NATO untersucht und nach Möglichkeit übernimmt.
Die Konferenz hat gezeigt, dass die Allianz, um in zukünftigen Konflikten siegreich zu sein, so erfinderisch und technologisch fortschrittlich wie möglich sein muss, ohne dabei zu vergessen, dass das Wichtigste die Menschen und ihre Bereitschaft sind, schnell zu lernen.
Der Beitrag der Ukraine und Schlussfolgerungen für die NATO
Einen besonderen Platz auf der LANDEURO 2025 nahmen die Beiträge der ukrainischen Seite und die Diskussion über die Lehren aus dem Krieg in der Ukraine für die NATO ein. Dieser Krieg wurde zu einer Art „Testgelände” nicht nur für Waffen, sondern auch für Strategien und Entscheidungen, und die Verbündeten versuchten, das Maximum aus den Erfahrungen der Ukraine herauszuholen.
Militärexperten stellten fest, dass die Ukraine viele ursprüngliche Prognosen über die Kurzlebigkeit des Konflikts widerlegt hat. Zu Beginn der groß angelegten Invasion (Februar 2022) dachten viele, dass die ukrainische Verteidigung nur wenige Wochen standhalten würde. Wie jedoch in einer ukrainischen Pressemitteilung betont wurde, „hat die Ukraine die geplante blitzartige Invasion in einen kostspieligen Sumpf für die russische Armee verwandelt“. Bis Juli 2025 haben die ukrainischen Streitkräfte nicht nur standgehalten, sondern führen auch Gegenangriffe durch. Die Diskussionsteilnehmer der Konferenz analysierten ausführlich, wie es der Ukraine gelungen ist, sich an einen stärkeren Gegner anzupassen.
Diese Anpassungen waren operativer, institutioneller und technologischer Natur.
Erstens: operative Flexibilität. Von den ersten Kriegstagen an ging die Ukraine zu einer verteilten Taktik mit kleinen Gruppen und dem breiten Einsatz asymmetrischer Methoden (Drohnen, Panzerabwehrraketen, Schläge auf die Nachhut) über, was Russlands Pläne für einen Blitzkrieg durchkreuzte. Die NATO hat die Erfahrungen mit der dezentralen Führung zur Kenntnis genommen: Die Ausbildung von Unteroffizieren, Eigeninitiative auf der unteren Ebene – all dies floss in die neuen Leitlinien der Allianz ein. Der ukrainische General Gorbatjuk und der amerikanische General Bazard berichteten, wie die Ukraine die Zahl ihrer Soldaten in kürzester Zeit um ein Vielfaches erhöht hat, indem sie buchstäblich im Laufe der Kämpfe neue Brigaden und Korpsstrukturen geschaffen hat. Dies erforderte neue Ansätze in der Ausbildung: Oft lernten die Soldaten den Umgang mit westlichen Waffen direkt an der Front, und die Offiziere eigneten sich die Führung heterogener Verbände an (reguläre Truppen zusammen mit Territorialverteidigung und Freiwilligen). Für die NATO ist dies ein Beispiel dafür, wie schnell Reserve- und zivile Elemente in die bestehende Armee integriert werden können.
Zweitens: institutionelle Veränderungen. Die Ukraine hat es geschafft, eine bisher nie dagewesene Zusammenarbeit zwischen Regierung, Privatwirtschaft und Gesellschaft aufzubauen. Alexandra Azarkhina beschrieb auf der Konferenz ausführlich, wie zivile IT-Freiwillige gemeinsam mit dem Verteidigungsministerium ein ganzes Ökosystem für die Front geschaffen haben: Entwicklung von Software, Drohnen, Logistikdienstleistungen usw. Diese Integration einer „dritten Partei” (des zivilen Sektors) in die Verteidigung hatte einen Beschleunigungseffekt. Die NATO hat traditionell den militärischen und den zivilen Bereich getrennt, aber die Erfahrungen der Ukraine zeigen, dass Grenzen verwischt werden können und müssen – insbesondere im Cyberspace und im Bereich der Innovationen. Auch institutionell musste die Ukraine ihr Logistiksystem unter ständigen Angriffen umbauen – daher die Ideen von verteilten Lagern und mobilen Reparaturteams, die auch die NATO übernimmt (siehe oben Abschnitt „Logistik”).
Drittens: technologische Innovationen, die im vorigen Abschnitt ausführlich beschrieben wurden. Drohnen, Satellitenkommunikation (Hallo Starlink), das digitale Steuerungssystem „Diya“ und andere Dinge – all dies ist Teil des Krieges geworden und hat die Aufmerksamkeit der NATO auf sich gezogen. Der ukrainische Major Brovdi betonte, dass die Ukraine im Bereich der Drohnen praktisch eine neue Militärwissenschaft von Grund auf neu entwickeln musste und dass ihre Erkenntnisse nun als Grundlage für NATO-Standards dienen könnten. So werden beispielsweise zum ersten Mal massiv Barrage-Munition, Drohnenschwärme und elektronische Systeme zur Überwachung des Schlachtfeldes eingesetzt – und die NATO betrachtet diese Technologien nicht mehr als Exotismus, sondern als Notwendigkeit.
Natürlich haben die NATO-Vertreter auch die Schwierigkeiten gesehen, mit denen die Ukraine konfrontiert war, um diese bei sich nicht zu wiederholen. Der Oberbefehlshaber der finnischen Armee, Välimäki, merkte an, dass Finnland mit Blick auf die Ukraine seine Vorräte an Ersatzteilen und Munition aufgestockt und die Bereitschaft der Reservisten erhöht habe, um „jederzeit kampfbereit zu sein“, ohne Pause für die Mobilisierung. Er sagte unverblümt, dass neue NATO-Mitglieder ihre Flexibilität und Schnelligkeit einbringen müssen, wie es Finnland getan hat, das bis 2030 vollständig auf Kriegsbereitschaft umgestellt hat. Diese Botschaft richtet sich offenbar auch an Schweden und andere Partner.
Ein wichtiger Punkt sind die Schlussfolgerungen zu Werten und Zusammenhalt. Die ukrainischen Vertreter betonten immer wieder, dass sie von den Werten Freiheit und Demokratie geleitet werden. „Solange wir gemeinsame Werte haben und für dieselbe Freiheit kämpfen, werden wir siegen, denn es gibt keinen anderen Weg“, schloss Tskhakaia seine Rede mit diesen Worten. Diese emotionale Note wurde auch von der NATO unterstützt. Am Ende der Podiumsdiskussionen wurde oft gesagt: „Die Einheit der freien Nationen ist nicht nur wünschenswert, sondern lebensnotwendig.“ Die kollektive Verteidigung geht nun über die Grenzen des Nordatlantiks hinaus – sie verbindet im Wesentlichen Demokratien auf der ganzen Welt angesichts der „Achse der Autokratien“. Das Wort „together“ („zusammen“) war wohl das häufigste Wort auf der LANDEURO.
Fassen wir die Ukraine-Frage zusammen:
Die NATO lernt von der Ukraine, wie man einen Krieg mit Einfallsreichtum, Schnelligkeit und nationalem Zusammenhalt gewinnt. Die Ukraine wiederum setzt langfristig auf die NATO. General Bazzard erinnerte die Versammelten daran, dass es die Aufgabe der Verbündeten sei, „sich niemals mit dem Erreichten zufrieden zu geben, sondern so lange wie nötig von der Ukraine zu lernen“. Dies ist eine Anerkennung dafür, dass ein Partnerland, das noch kein NATO-Mitglied ist, über einzigartige Erfahrungen verfügt, die für das gesamte System der kollektiven Sicherheit von entscheidender Bedeutung sind.
Initiativen der USA in Europa: Kommandostrukturen und Unterstützung der Ostflanke
Da LANDEURO 2025 von der US-Armee-Vereinigung organisiert wurde, betraf ein Großteil der angekündigten Initiativen Maßnahmen der Vereinigten Staaten zur Stärkung der Verteidigung Europas. Das bereits erwähnte Konzept der Eastern Flank Deterrence Line ist ein Produkt des amerikanischen Kommandos. Aber neben diesem Konzept wurden auf der Konferenz auch andere amerikanische Beiträge diskutiert.
Erstens stellten die USA die Reform ihrer Kommandostrukturen in Europa vor. Wie bereits erwähnt, wurde das 56. Theater Multi-Domain Command gegründet, das Artillerie- und Cyberaufklärungsfunktionen für den Einsatz im europäischen Raum vereint. General Stephen Carpenter erläuterte ausführlich, wie diese neue Struktur es ermöglicht, gleichzeitig Aufgaben wie die Bekämpfung von Zielen, elektronische Kriegsführung, Cyberangriffe und die Koordination mit der Luftwaffe und den Verbündeten zu bewältigen. Tatsächlich ist das 56. Kommando ein Prototyp des Stabes der Zukunft, den die USA in Europa einsetzen können, um komplexe Operationen gegen einen starken Gegner (sprich: Russland) zu leiten. Die von Generalleutnant Brown angekündigte Army Transformation Initiative (ATI) betrifft ebenfalls Europa: Die Struktur der amerikanischen Streitkräfte auf dem Kontinent wird ebenfalls an die neue Ordnung angepasst, um neue Technologien und Taktiken schneller einführen zu können.
Zweitens haben die USA eine einzigartige Sicherheitsunterstützungsgruppe für die Ukraine (Security Assistance Group-Ukraine, SAG-U) ins Leben gerufen – ihr Kommandeur, Generalleutnant Bazard, war auf der Konferenz anwesend.
Die SAG-U ist ein Sonderkommando der US-Armee, das im Herbst 2022 gegründet wurde, um die Ausbildung ukrainischer Soldaten und Waffenlieferungen zu koordinieren. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um eine Art „Mini-Analogie” zu früheren Operationen aus der Zeit des Kalten Krieges (wie die Militärhilfegruppe für Griechenland und die Türkei usw.), die jedoch an die heutigen Verhältnisse angepasst wurden.
Bazard berichtete über den Umfang der Ausbildung: Tausende ukrainische Soldaten werden auf Übungsplätzen in Deutschland und anderen NATO-Ländern ausgebildet, wobei die Programme ständig anhand der Erfahrungen an der Front angepasst werden. Die NATO mischt sich offiziell nicht in den Konflikt ein, aber durch die SAG-U und ähnliche Strukturen (z. B. die EU-Mission EUMAM) sind die Verbündeten faktisch zum „Hinterland“ der ukrainischen Armee geworden. Die Diskussion darüber auf LANDEURO verlief zurückhaltend, aber es ist allen klar, dass die Unterstützung der Ukraine Teil der Strategie der NATO an der Ostflanke geworden ist.
Die USA haben ihren Verbündeten versichert, dass sie diese Unterstützung so lange wie nötig fortsetzen und gleichzeitig Lehren für ihre eigene Armee ziehen werden.
Drittens kündigten die USA ihre Absicht an, das System der Foreign Military Sales (FMS) radikal zu reformieren, um die Bewaffnung der Verbündeten zu beschleunigen. Dies erwähnte General Grinkevich unter Bezugnahme auf das jüngste Versprechen des US-Verteidigungsministers Pete Hagerty: „Die Vereinigten Staaten werden eine umfassende Reform des FMS durchführen.“ Das bedeutet, dass dem Kongress in naher Zukunft vorgeschlagen werden wird, Gesetze und Verfahren zu ändern, um die Lieferung von Waffen an Verbündete zu beschleunigen – möglicherweise durch die Übertragung eines Teils der Befugnisse an das Pentagon, die Einrichtung spezieller Fonds nach dem Vorbild von Lend-Lease usw. Für osteuropäische Länder, die dringend auf amerikanische Systeme umrüsten wollen, ist dies von entscheidender Bedeutung.
Schließlich fördern die USA die Idee einer „nahtlosen Verbindung“ zwischen der amerikanischen und der europäischen Verteidigungsindustrie.
General Grinkevic, der das Amt des Oberbefehlshabers der NATO übernommen hat, stammt selbst aus der US-Luftwaffe – und er hat deutlich gemacht, dass es keine Trennung mehr zwischen „amerikanischer” und „europäischer” Rüstungsproduktion geben darf. „Die Verteidigungsindustrie auf beiden Seiten des Atlantiks muss vereint werden”, erklärte er. Zu diesem Zweck sind die USA bereit, die Zusammenarbeit zu fördern: gemeinsame Projekte (wie das MGCS-Programm zur Entwicklung eines neuen Panzers oder den EDF – den Europäischen Verteidigungsfonds, an dem auch amerikanische Unternehmen beteiligt sind), die Beseitigung von Handelsbarrieren und die Vereinheitlichung der NATO-Standards mit den amerikanischen.
Die LANDEURO diente insgesamt als Plattform für eine solche Zusammenarbeit: Amerikanische Giganten (Lockheed Martin, Boeing, GDLS usw.) trafen sich mit europäischen (Airbus, Rheinmetall, Saab, MBDA). Direkt auf der Konferenz wurden Vereinbarungen getroffen: So wurde beispielsweise berichtet, dass die baltischen Staaten beabsichtigen, gemeinsam mit amerikanischen Auftragnehmern Befestigungsanlagen und Kontrollsysteme an ihren Grenzen zu errichten, während die Tschechische Republik und Polen mit den USA über die Möglichkeiten der Lokalisierung der Produktion bestimmter Arten von Munition diskutierten.
Man kann daraus schließen, dass die Vereinigten Staaten ihr Engagement für die Stärkung Europas sowohl durch militärische Kräfte als auch durch Technologien und Investitionen unter Beweis stellen.
Alle großen Initiativen – von der Eastern Flank Deterrence Line bis zur Reform des FMS – zielen darauf ab, dass der europäische Raum unter der Führung der USA, aber mit geteilter Verantwortung, ausgerüstet, vorbereitet und integriert wird.
Die amerikanischen Generäle auf der LANDEURO wiederholten oft den Satz: „Eine starke US-Armee und ein starkes NATO bedeuten nicht nur den Schutz Europas, sondern auch globale Abschreckung.“ „Was wir hier tun, wirkt sich auch auf den Rest der Welt aus. Und das sollte unseren Gegnern Sorgen bereiten“, bemerkte General Carpenter.
Damit bestätigte LANDEURO 2025: Die USA betrachten Europa als eine wichtige Front im Wettstreit der Großmächte und werden daher auch weiterhin den Ton in seiner Verteidigung angeben – gestützt auf die gemeinsamen Anstrengungen der Alliierten.
Abschließende Akzente und Pläne für die Zukunft
Die LANDEURO 2025-Konferenz endete mit einer optimistischen Note: Die Verbündeten sind sich über die Bedrohungen einig und bereit, aktive Maßnahmen zur Stärkung der Verteidigung zu ergreifen. In den abschließenden Reden der hochrangigen Gäste – Militärs und Politiker – wurden die wichtigsten Schlussfolgerungen der zweitägigen Diskussionen vorgestellt.
Der Oberbefehlshaber der NATO-Streitkräfte in Europa, General Aleksus Grinkevičius, betonte, dass nun die Phase der praktischen Umsetzung der angekündigten Initiativen beginne.
„Wir haben der Industrie ein klares Signal gegeben, was wir wollen. Jetzt ist es unsere Pflicht, schnelle Ergebnisse zu fordern und alles zu vereinfachen, was die Geschwindigkeit behindert“, erklärte er. Seine Kernbotschaft: „Wir haben keine Zeit zu warten.“ Grinkevičius forderte auch die militärische Führung der Länder heraus: „Ich appelliere an die Stabschefs und Befehlshaber der Landstreitkräfte: Fragen Sie sich selbst. Verlieren Sie keine Zeit. Seien Sie dafür verantwortlich, dass neue Technologien und alte, aber notwendige Systeme so schnell wie möglich zu den Truppen gelangen und zusammenarbeiten.“ Er zeigte sich zuversichtlich, dass die auf dem NATO-Gipfel beschlossenen und auf der LANDEURO bestätigten Verpflichtungen (wie 5 % des BIP für Verteidigung) eine beispiellose Grundlage für den Aufbau von Streitkräften schaffen und es nun vor allem darauf ankommt, diese Chance nicht zu verpassen.
General Christopher Donahue, Gastgeber und Kommandeur der USAREUR-AF, dankte in seiner Abschlussrede den Verbündeten für den offenen Meinungsaustausch. Er stellte fest, dass LANDEURO „ein Sprungbrett und gleichzeitig ein Testfeld für die Transformation“ geworden sei: Hier wurden Ideen vorgebracht, die sofort in Übungen und Arbeitsgruppen der NATO überprüft werden. „LANDEURO ist eine Startrampe für Innovationen, und USAREUR-AF ist ein Testgelände für gemeinsame Transformation“, heißt es in den Konferenzunterlagen.
Donahue versicherte den europäischen Partnern, dass die US-Armee sich ernsthaft und langfristig für die Stärkung der Ostflanke der NATO engagiere.
Als konkretes Beispiel erwähnte er, dass das Pentagon bereits das System Palantir Maven in seinen Stäben in Europa einführt (was die Effizienz der Kommandoführung erhöht hat) und diese Erfahrungen mit der NATO teilen wird. Der General bestätigte außerdem, dass das Konzept der Eastern Flank Deterrence Line durch gemeinsame Übungen und Planungen mit den Verbündeten in die Umsetzungsphase übergehen wird – der erste Schritt in diese Richtung werden die erweiterten Defender Europe-Übungen im Jahr 2026 sein, deren Szenario auf neuen Ansätzen basieren wird.
Politische Vertreter – insbesondere Radmila Šekerinska – kamen im Finale erneut auf das Thema Russland zu sprechen. „Wir dürfen unsere Augen nicht vor den Gefahren verschließen“, sagte sie und spielte damit darauf an, dass der Krieg in der Ukraine anderen potenziellen Aggressoren leider eine Lektion in Sachen Straffreiheit erteilt habe und die NATO ihre harte Abschreckungspolitik wieder aufnehmen müsse. „Wir tun wieder das, was wir am besten können – wir sichern den Frieden durch Stärke“, betonte Shekerinska und verwies dabei auf das berühmte Prinzip der NATO. Sie zeigte sich überzeugt, dass das von den Verbündeten verabschiedete Programm zur Aufrüstung und Investition (mit einem Zeithorizont bis 2035) eine Garantie dafür sein wird, dass weder Russland noch sonst jemand es wagen wird, die NATO auf dem Schlachtfeld auf die Probe zu stellen.
Es wurde gesondert darauf hingewiesen, dass die NATO ihren Kurs auf Innovation und reale Fähigkeiten statt auf Flaggenparaden beibehalten sollte. „Geld allein reicht nicht aus – wir brauchen konkrete Raketen, Panzer, Granaten, Drohnen … und ausgebildete Menschen, die bereit sind, sie einzusetzen“, hieß es auf der Konferenz. In diesem Sinne wurde LANDEURO zum Katalysator: Viele Teilnehmer waren sich einig, dass sie nach ihrer Rückkehr ihre nationalen Aufrüstungspläne unter Berücksichtigung des Gehörten überarbeiten würden. So erklärten beispielsweise Vertreter einer Reihe europäischer Armeen hinter den Kulissen, dass sie die Ausmusterung veralteter Technik beschleunigen und gemeinsam mit Partnern in neue Projekte investieren würden, um den Zeitplan einzuhalten.
Wichtig ist, dass auf der Konferenz auch konkrete Termine für einige Vorhaben genannt wurden. Neben dem globalen Zieljahr 2035 wurden auch Zwischenziele genannt: 2030 – bis zu diesem Zeitpunkt wollen Finnland und andere neue Mitglieder, wie gesagt wurde, die volle Einsatzbereitschaft im Rahmen der NATO erreichen; 2027 – bis zu diesem Zeitpunkt wollen die USA und ihre Verbündeten die erste Phase der EFDL im Baltikum umsetzen (ein offizieller Termin wurde nicht genannt, aber die Aussage „Pläne wurden ausgearbeitet, die mit den baltischen Staaten beginnen” deutet auf eine kurzfristige Perspektive hin).
Darüber hinaus werden die NATO-Staaten eine Reihe von Übungen zum neuen Einsatzkonzept durchführen (darunter die größte Übung „Allied Defender”) – dies soll die Bereitschaft der Allianz für neue Bedrohungen bestätigen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass LANDEURO 2025 gezeigt hat, dass die NATO in eine neue Phase ihrer Existenz eintritt. Die Welt hat sich verändert, und die Allianz reagiert auf diese Veränderungen mit einer beispiellosen Erhöhung der Investitionen, einer Beschleunigung der industriellen Mobilisierung und einer Überarbeitung der Militärdoktrinen.
Für das russische Publikum lautet die wichtigste Schlussfolgerung aus dieser Konferenz:
Die NATO bezeichnet Russland offen als Hauptbedrohung, will aber nicht mehr nach den auferlegten Regeln spielen – im Gegenteil, sie will Russland im Wettrüsten und bei Initiativen überholen und stützt sich dabei auf das kollektive Potenzial von 31 (und bald 32) Ländern.
Dabei war der Ton der Diskussionen alles andere als triumphalistisch: Westliche Militärs schätzen die Schwierigkeiten nüchtern ein, erkennen Schwachstellen (Lieferverzögerungen, mangelnde Einheitlichkeit der Standards usw.) und bemühen sich, diese zu beseitigen.
Für Russland bedeuten all diese Entscheidungen der NATO, dass die Phase der relativen militärischen Passivität Europas vorbei ist.
Die Allianz baut wieder ihre Muskeln auf, wobei sie die an den russischen Grenzen gesammelten Kampferfahrungen berücksichtigt. Wie in einem der Konferenzberichte festgestellt wurde, „werden die Kriege der Zukunft komplex, schnell und hochtechnologisch sein und alle Bereiche gleichzeitig betreffen.
Das Bündnis muss in der Lage sein, sofort, koordiniert und unter Einsatz modernster Mittel zu reagieren“. LANDEURO 2025 hat ein klareres Bild davon vermittelt, was genau die NATO zu unternehmen gedenkt, um die Sicherheit Europas in den kommenden Jahrzehnten zu gewährleisten. Jetzt ist die Praxis gefragt – die Entscheidungen sind getroffen, und das Tempo der Modernisierung wird zunehmen. Die NATO zeigt deutlich, dass sie den gegenwärtigen Moment als entscheidend ansieht und nicht vorhat, die Stärkung der Verteidigung aufzuschieben.
Für die russische Seite ist dies ein Signal, dass sich das militärische Gleichgewicht in Europa rasch zu verändern beginnt und dass alle Versuche, die Entschlossenheit des Bündnisses zu „testen“ (wie Schekerińska gewarnt hat), auf eine immer härtere und koordiniertere Reaktion stoßen werden.
Die LANDEURO-Konferenz 2025 war im Grunde genommen ein Wendepunkt, der eine neue strategische Realität festgeschrieben hat: die Rückkehr der NATO zu einer Politik der Stärke, die sich auf kollektives Potenzial und Innovationen stützt.
Für Russland bedeutet dies, dass es bei der Planung seiner Sicherheitspolitik das neue Maß an Geschlossenheit und Bewaffnung des westlichen Blocks berücksichtigen muss.
Wie die Organisatoren des Forums betonten, ist LANDEURO ein Katalysator für Maßnahmen, und nun erwarten die Verbündeten, dass die Ideen in reale Möglichkeiten „vor Ort” umgesetzt werden. Man kann mit Sicherheit sagen, dass die in Wiesbaden verkündeten Entscheidungen langfristige Auswirkungen auf das gesamte europäische Sicherheitssystem haben werden.
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